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Rassismus, Black Lives Matter und postkoloniale Theorie

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Praktische Philosophie zielt in ihren Reflexionen sozialer und politischer Zusammenhänge meist auf eine ahistorische und universal ausgerichtete Argumentation ab. Es geht dann philo-sophisch u.a. um verallgemeinerbare normative Prinzipien oder eine allgemeingültige Theorie von Demokratie, Recht oder Menschsein. Postkoloniale Theorien machen seit gut 50 Jahren in verschiedensten Spielarten darauf auf-merksam, dass diese Ansätze fundamentale Begrenzungen implizieren. Sie argumentieren, dass sie historisch als Narrative für die Begründung von Kolonialismus und Sklaverei genutzt wurden. Sie führen noch heute dazu, dass das Fortleben kolonialer Strukturen ausgeblendet wird. Denn sowohl das Denken als auch (politische) Handeln ist nach wie vor oftmals durch tiefsitzende Diskriminierungs- und Ausschließungsmechanismen gekennzeichnet, die es phi-losophisch zu kritisieren gilt. Postkoloniale Theorien machen darauf aufmerksam, dass das nicht-westliche Subjekt als das Andere der Vernunft interpretiert und damit abgewertet wird. Daraus entstehen unterschiedliche Rassismen, die es aufzudecken und in einer normativ-poli-tischen Hinsicht zu bearbeiten gilt. Theoretische Grundlagen des Postkolonialismus liegen u.a. in poststrukturalistischen (Foucault, Derrida), marxistischen (Marx, Gramsci) oder psy-choanalytischen Theorien (Freud, Lacan). Ganz offensichtlich sind die rassistischen Signaturen westlicher Gesellschaften durch die Black Lives Matter-Bewegung ans Tageslicht gekommen. Als eine politische Bewegung wird auf die unterschiedlichsten Formen von Rassismus der Gegenwart, die sich aus der kolonialen Geschichte speisen, aufmerksam gemacht und politische Gegenvisionen der scheinbar Ausge-schlossenen und Subalternen entworfen.

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  • 05/26/2022
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